DorfGarten Bolzum – ein Rückblick
Berichten möchten wir, die Gärtnerinnen und Gärtner des Dorfgartens, über das erste Gartenjahr im DorfGarten Bolzum. Im Rückblick ist das Gartenjahr 2020 blitzschnell vorüber gegangen.
Den Winter 2019/2020 verbrachten wir noch mit der Planung des Geländes und der Organisation verschiedener Ansprüche an das Projekt und Verteilung der Aufgaben. Die Wünsche, Ansprüche und Phantasien und lebhaften Diskussionen zur Realisierbarkeit formten aus uns „die Gartentruppe“ und belebten die Treffen im Pfarrnebengebäude.
Der Spätwinter und das Frühjahr waren spannend und arbeitsreich mit dem Anlegen von Beeten und Wegen, mit dem Sähen und dem Auspflanzen erster Gemüsepflanzen, Stauden und einjährigen Blumen. Fleißig ausgesät und pikiert auf den heimischen Fensterbänken warteten, die Pflänzchen auf erste warme Sonnenstrahlen um ausgepflanzt zu werden.
Bei der Gartenarbeit begutachtet und kritisch beäugt wurden wir von vielen Besucherinnen und Besuchern des Friedhofes, die sich über das Stroh sehr wunderten, was als lange Reihen aufgeschichtet wurde. Es fanden über die Hecke viele Unterhaltungen statt und die „Gartentruppe“ musste immer wieder erklären, wie unser Prinzip funktionieren sollte.
Bei der Mulchmethode, die auch gern als gärtnern für Faule bezeichnet wird, orientiert man sich am Vorbild der Natur. Auch hier sieht man wirklich fruchtbare Böden, die ihre Fruchtbarkeit nicht durch Düngung erhalten, nur bei bedeckten Böden. Ein Vorbild ist der Mischwald, der sich durch den herbstlichenLaubfall immer wieder, wie in einem Kreislauf, düngt um im Frühjahr wieder auszutreiben.
Für uns Mulchgärtnerinnen und -gärtner viel Arbeit machten einige Beete, die wir mit Stroh angelegt hatten und für Reihen-Direktsaaten auflockern mussten, hier begeisterte uns das schnelle Auflaufen der Saat und der hohe Ertrag des ausgeruhten Bodens. Die grünen und roten Reihen von Radieschen, Möhren, Petersilie, Rote Bete, Mangold und Zwiebeln stellte auch die besonders struktur- und ordnungsliebenden Gärtnerinnen aus unserer Gruppe zufrieden, denen eben diese Ordnung im Permakultur- und Mischkulturgärtnern zunächst noch fehlte. Unter den Abdeckungen des Strohs kann die Feuchtigkeit im Boden gehalten werden und bieten den kompostbildenden Mikroorganismen, Pilzen, Regenwürmern, Asseln usw. ideale Bedingungen. Wachstum von nicht erwünschten Pflanzen wird unterdrückt und macht das Umgraben überflüssig.
Die Flächen, die im Februar abgedeckt und später unsere Beete wurden, mussten im Sommer kaum gegossen werden. Tomatenbeete, die im Februar angelegt wurden und dick mit Stroh abgedeckt bis Mitte Mai auf ihre Bepflanzung warten mussten, waren zum Zeitpunkt der Pflanzung gut feucht, obwohl sie nicht gegossen wurden.
Zur Pflanzung wird das Stroh etwas zur Seite gedrückt und in die Pflanzen entweder in die Erde darunter oder auch in das Stroh gepflanzt.
Mit dem Wachsen und Gedeihen der Gemüsepflanzen und den ersten Ernteerfolgen, verbunden mit wenig gießen im Hochsommer und der unglaublichen Ernte von Tomaten, die auch von Weitem leuchteten, verschwand sowohl die Skepsis innerhalb der Gemeinschaft, als auch der Beobachter jenseits der Hecke.
So mancher und manche staunte über den Erfolg. Im nachhinein musste auch von den Skeptikern zugeben werden, dass man für das seltsamen Tun zu Beginn der Gartensaison nur ein müdes Lächeln und Kopfschütteln übergehabt hatte.
Insbesondere die Sommersalate wuchsen und wuchsen. Es waren so viele, dass auch unser Dorfladen davon profitieren konnte. Einige der Salate wurden nicht geerntet und konnten blühen und sich zum Herbst selbst aussähen.
Auch für das Gartenjahr 2021 hoffen wir auf viel selbst ausgesäte Salate und dass der Dorfladen von den Früchten unserer Arbeit profitieren kann.
Auch im Winter bietet unser Garten noch einiges zur Ernte an, So finden wir für die heimischen Kochtopfe und Salatbowls, noch Grünkohl, Palmkohl, Spitzkohl, Rosenkohl, Kohlrabis, rote und grüne Radicchiosalate und letzte Möhren und Rote Bete.
Und hört es sich nun auch so an, als hätte es in unserem Gemeinschaftsgarten kein Corona gegeben, so müssen wir dies verneinen. Gern hätten wir den Garten nach außen hin noch mehr geöffnet und interessierte Gärtnerinnen und Gärtner empfangen. Super wäre ein Besuch der Kita oder der Bewohner_innen des AWO Zentrums gewesen. Gefreut hätte wir uns als Gemeinschaft über gemeinsame Grillabende, gemütliches Kaffeetrinken und so manches Gespräch auf der Gartenbank.Ach und wie gern hätten wir uns in den langen Winterabenden 2020/21 getroffen und unsere nächste Saison geplant oder mit einem „Dia-Abend“ nochmal die Sommersonne gespürt.
Leider hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht und es lief so manches völlig anders als geplant.
Doch womit wir wohl alle nicht gerechnet hatten, war der große Rückhalt innerhalb der Gemeinschaft. So konnte man coronagerecht in unserem wunderschönen Garten arbeiten, sich an den zahlreichen Blüten und Schmetterlingen erfreuen, leckere Erdbeeren und Radieschen naschen und die, durch Kurzarbeit und Mobiles Arbeiten, gewonnene Zeit genießen. Der Garten entpuppte sich als soziales Zentrum und Treffpunkt und tröstete nicht nur über nicht stattgefundenen Urlaub hinweg, sondern machte aus locker assoziierten Personen eine echte Gemeinschaft.
Dem neuen Gartenjahr sehen alle gespannt und voller Freude entgegen. Da ein sehr großer Teil der Gartenarbeit beim ersten Anlegen der Beete im vergangenen Jahr schon erledigt wurde, wird der Garten für Faule seinem Ruf noch gerechter. Die Mulchbeete werden unter Berücksichtigung der Fruchtfolge wieder neu besetzt und die Tomatenbeete haben schon im Herbst eine dicke Portion Pferdemist (vielen Dank der Pferdebesitzerin und Spenderin) erhalten. Und weil wir im Herbst noch so schönes Wetter, viel Energie und massig Stroh hatten, haben wir ein weiteres Teilprojekt schon vorbereitet und eine große Fläche mit Stroh abgedeckt, um dort in der kommenden Saison einen Staudengarten anzulegen.
So ein tolles Projekt wird von einer Gemeinschaft getragen, die in Bolzum an allen Ecken und Kanten zu spüren ist. Ohne die Bereitstellung des Kirchenlandes und die wohlwollende Unterstützung durch den Kirchenvorstand hätte das Projekt nicht zustande kommen können. Wenn es um Unterstützung und Ehrenamt in Bolzum geht, wenn man Menschen sucht, die für ihr Dorf brennen, helfen und was in die Gänge bringen, kommt man bei uns in Bolzum an dem Namen Lehrke nicht vorbei. Ob im Projekt GutKlima, im Dorfladen oder der Kirche. Wir danken ganz besonders Christa und Gerd Lehrke für ihre immerwährende Unterstützung, ihr Organisationstalent und Spenden, die uns unglaublich unterstützen.
Viele Grüße aus dem DorfGarten,
Andi, Barbara, Birgit, Christa, Doreen, Hugo, Iris, Isa, Kathrin, Rudi, Silke und Ursel